26.4.05

Erquickung (Hermann Hesse)

Es gibt so Schönes auf der Welt,
daran du dich nie satt erquickst
und das dir immer die Treue hält
und das du immer neu erblickst:
der Blick von einer Alpe grat,
am grünen Meer ein stiller Pfad,
ein Bach der über Felsen springt,
ein Vogel, der im Dunkeln singt,
ein Kind, das noch im Traume lacht
ein Sterneglanz der Winternacht,
ein Lied, am Straßenzaun erlauscht,
ein Gruß mit Wanderern getauscht,
ein Denken an die Kinderzeit,
ein immer waches zartes Leid,
das nächtelang mit seinem Schmerz
dir weitet das verengte Herz
und über Sternen schön und bleich
dir baut ein fernes Himmelreich.